Finsterwalder Revierpolizisten im Dienste Europas

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Finsterwalde Der Revierpolizist ist die Polizei vor Ort. Er ist für viele der erste Ansprechpartner, wenn es um Recht und Ordnung geht. Dass er aber nicht nur in seinem Revier unterwegs ist, wissen die Wenigsten. Revierpolizisten bringen sogar Knöllchen aus Italien ins Haus.

30.07.2011
In ständiger Absprache: Jens Nobis (l.) und der Finsterwalder Polizeihauptwachenleiter Gerd Elsel. Foto: Heike Lehmann
Foto: Heike Lehmann
„Ein Revierpolizist ist eigentlich eine Eier legende Wollmilchsau“, fasst Jens Nobis (54) zusammen. Nobis ist in der Polizeihauptwache Koordinator der zehn Repos – wie sie umgangssprachlich genannt werden – im Altkreis Finsterwalde. Ein Revierpolizist kontrolliert, ob die Straßenverkehrsregeln eingehalten werden, ist bei Unfällen mit als erster vor Ort und versucht, durch vorbeugende Aufklärung den Dieben die Gelegenheiten zu vermiesen. Dazu pflegt er engen Kontakt zu Bürgern, Kommunen, Firmen und Organisationen. Vieles lässt sich so auf kurzem Wege klären.

Dass aber auch weite Wege zu seinem Berufsalltag gehören, wissen nur Wenige. 51-mal war die Hilfe der Finsterwalder Revierpolizei in diesem Jahr schon gefragt, um Haftbefehle der Staatsanwaltschaft umzusetzen. Tendenz steigend. „Zahlt jemand seine rechtswirksame Geldstrafe nicht, schlägt alle Mahnungen in den Wind, ist die angedrohte Ersatzfreiheitsfreiheitsstrafe aktuell. Unsere Revierpolizisten bringen solche Personen in die Vollzugsanstalten nach Duben oder Dissenchen“, schildert Nobis.

Aufgespürt

„Am Mittwoch war ein Haftbefehl umzusetzen. Derjenige sollte aber 13 Uhr auch vor Gericht erscheinen“, schildert Nobis einen aktuellen Fall. Wer sich vor Verhandlungen drücken will, egal ob als Beschuldigter oder Zeuge, muss damit rechnen, mit sogenannten Vorführbefehlen vom Revierpolizisten aufgespürt und vor den Richter in Bad Liebenwerda, Cottbus oder Dresden gebracht zu werden. 27-mal bat die Justiz 2011 schon um derartige Hilfe. Tendenz steigend.

Ohne Anmeldung beim Einwohnermeldeamt, ohne Türschild und Name an Klingel und Briefkasten, untergeschlüpft bei Bekannten, glaubt mancher Zeitgenosse, anonym leben zu können. Nicht für einen guten Revierpolizisten. „Wir werden zunehmend zum Postzusteller“, sagt Nobis. Aufenthaltsermittlung heißt das offiziell. Staatsanwaltschaft, Gerichte, Bußgeldstellen oder die Bundesagentur für Arbeit haben 31-mal um Hilfe gebeten. Tendenz? Steigend.

Grenzübergreifend stellen Nobis' Leute auch Urteile aus Österreich und Knöllchen aus Italien – Pisa sei in dieser Hinsicht ganz eifrig – oder der Schweiz zu. Vor allem, wenn nach dem jeweiligen Landesrecht der Erhalt quittiert werden muss. Mit der Zustimmung des Europa-Parlaments zum EU-weiten Datenaustausch bis 2013 vor wenigen Tagen ist auch hierbei mit einer wachsenden Zahl zu rechnen. „Das wird noch eine spannende Aufgabe für die Zukunft“, glaubt Nobis.

Post aus Bayern

Ein Schreiben vom Bayerischen Polizeiverwaltungsamt, eines von der Polizeiinspektion Hof an der Saale und eine diffuse Blitzlichtaufnahme aus einer Radarfalle in Berlin beschäftigten in dieser Woche unter anderem Repos in Finsterwalde und dem Amt Kleine Elster. Zu ermitteln ist, wer in den jeweiligen Fällen wirklich hinterm Steuer saß.

Harte Nerven sind bei der Vollzugshilfe für Gerichtsvollzieher oder Behörden gefragt. 250-mal, durchschnittlich achtmal pro Woche, rückten die Finsterwalder Repos dazu seit Januar aus.
Von Heike Lehmann

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